Das Ende einer Ära

Spielhalle und Sucht

In den kommenden Wochen ist es soweit. Viele Spielhallen müssen aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen schließen. Die Städte rechnen bereits jetzt mit einer riesigen Klagewelle, denn viele Spielhallenbetreiber fühlen sich nicht rechtmäßig behandelt. Unter Ihnen findet sich auch der Glücksspiel-Mogul Paul Gauselmann, der bereits jetzt ankündigte gegen die Willkürlichkeit der Schließungen vorzugehen.

Im Zweifel entscheidet das Los

Mit der ersten, im Jahr 1974 eröffneten Spielhalle Deutschlands, schuf Gauselmann die Grundlage für sein heutiges Glücksspielimperium. Nun soll ausgerechnet diese Spielhalle schließen. Die Entscheidung fiel durch ein Los. Die Spielhalle in Delmenhorst ist nur eine von vielen Spiellokalen, die in naher Zukunft schließen muss. Viele Städte stellen sich bereits jetzt auf unzählige Klagen und anschließende Verfahren ein. In Deutschland gibt es aktuell 316 000 Spielautomaten an denen zwischen 1,5 und zwei Millionen Menschen ihr Geld verzocken. Der Umsatz, der durch die knapp 9000 Spielhallen hierzulande erspielt wird, hat sich in den letzten 10 Jahren fast vervierfacht. Dem ungebremsten Wachstum der Glücksspielbranche und der bedenklich hohen Anzahl spielsüchtiger und suchtgefährdeter Menschen soll mit den Neuregelungen aus dem Jahr 2012 ein Ende gesetzt werden.

Keine entgültige Lösung

Durch das überarbeitete Gesetz konnte die Zahl neuer Spielhallen drastisch reduziert werden und zugleich soll künftig durch die Mindestabstandsregelung die aktuelle Zahl der Spielhallen verringert werden. Die Vorschriften für den Mindestabstand werden allerdings von jedem Bundesland eigenständig geregelt, sodass beispielsweise Berlin das härteste Glücksspielgesetz hat, während es in Rheinland-Pfalz künftig wenig Änderungen geben wird. Das erneuerte Glücksspielgesetz verbietet außerdem Mehrfachkonzessionen. Damit dürften auch Spielcasinokomplexe bald der Vergangenheit angehören. Ob das neue Gesetz neben der zu erwartenden Klagewelle auch einen tatsächlichen Nutzen für Spielsüchtige mitbringt, wird von Spielsucht-Experten nach wie vor sehr kritisch betrachtet.

Quelle: sueddeutsche.de